Theoretische Überlegungen, die hauptsächlich von Vorstellungen der klassischen Physik ausgingen, wurden abgelöst von unterschiedlichen Modellansätzen, die ausgehend vom sogenannten "Messproblem in der Quantenphysik", unter dem Begriff observational theories zusammengefasst werden. Das "Modell der Pragmatischen Information" (MPI) und die "Weak Quantum Theorie" (WQT) stellen nichtreduktionistische Modelle dar, deren Ansätze sich als recht erfolgreich beim Verständnis von Psi-Phänomenen erweisen. |
Der unter "Stand der Forschung" dargestellte Merkmalkatalog, der aus hunderten experimenteller Untersuchungen destilliert wurde, stößt nicht nur auf Widerspruch seitens der Kritiker der Parapsychologie, sondern unterliegt auch einer Revidierung aufgrund theoretischer Überlegungen. Während die Rhinesche Schule hauptsächlich von Vorstellungen der klassischen Physik ausging („implizite Modelle” in der Art von Sender-Kanal-Empfänger, Reiz-Reaktionsschema), zeichnet sich in den letzten Jahren ein neuer theoretischer Zugang zum Verständnis von Psi-Phänomenen ab. Ausgehend vom vieldiskutierten „Messproblem in der Quantenphysik” wurden unterschiedliche Modellansätze entwickelt, die sogenannten “observational theories”. Diese weisen eine Reihe von Übereinstimmungen auf: - Die Verletzung der „üblicherweise” geltenden Naturgesetze ist schwach, d.h. Erhaltungssätze und Symmetrien werden nicht verletzt. Nur quantenphysikalisch-stochastische Prozesse können „paranormal” verändert werden.
- ASW kann auf PK zurückgeführt werden.
- Der PK-Effekt ist zumindest in einem näher zu bestimmenden Rahmen raum-zeitunabhängig (nicht-lokal).
- PK „funktioniert” zielorientiert im Hinblick auf die gegebene Instruktion, wobei ein Feedback über den Erfolg einen essentiellen Bestandteil des Prozesses darstellt.
Die „observational theories” erlauben spezifische quantitative Vorhersagen über die fraglichen Psi-Effekte, können also experimentell überprüft werden. Insbesondere das „Modell der Pragmatischen Information” erlaubt quantitative Voraussagen. Es besagt, dass Psi-Phänomene durch die „Bedeutung” hervorgerufen werden, die in einem System bzw. einer Situation entsteht. Sie sind aber nicht „anwendbar”, da durch eine gezielte Anwendung die Nichtlokalität des Systems zerstört wird. Dadurch unterliegt der experimentelle Nachweis von Psi starken Einschränkungen. Psi-Phänomene können daher erlebt, aber praktisch nicht genutzt werden. Die neuesten Metaanalysen haben diese Voraussage eindrucksvoll bestätigt. |
Das „Modell der Pragmatischen Information” und die „Weak quantum theory” haben den Vorteil, dass sie, weil sie keine reduktionistischen Modelle darstellen auch auf die soziologische Beschreibungsebene angewendet werden können. D. h., dass diese Modelle, im Gegensatz zu den „observational theorys” erlauben würden, Strukturen in den Briefen oder Berichten über paranormale Erfahrungen zu finden, bei denen die Frage, ob paranormale Phänomene eine physikalische Anomalie darstellen, zweitrangig ist. Die Anomalie des Geschehens könnte auch in ihrer Einbettung in das psycho-physikalische Gesamtsystem liegen. Tatsächlich wird im Kapitel über die globalen Variablen von diesen Modellen direkt Gebrauch gemacht. Es zeigt sich, dass ein solcher Ansatz möglicherweise für die praktische und theoretische Beschreibung paranormaler Phänomene wesentlich adäquater ist als ein reduktionistischer Zugang. Unter Umständen ist die Annahme, dass paranormale Phänomen eine rein physikalische Anomalie darstellen, eine Sackgasse, die zur Isolation der Parapsychologie innerhalb der Wissenschaft geführt hat. |
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